Turnermusiker initiieren den Neustart Vorstellung neuer Bundesfachwart
Perspektiven finden - etwas bewegen
Turnermusiker initiieren den Neustart
Wir werden was bewegen! In diesem einen Satz lassen sich die optimistisch stimmenden Ergebnisse der ersten Perspektivtagung im Technischen Komitee "Musik und Spielmannswesen" des Deutschen Turnerbundes treffend zusammen fassen.
Am Wochenende um den 24. Januar tagten 20 Vertreter der Musikfachgebiete der Länder und des DTB in Frankfurt um die langjährige nicht zufriedenstellende Entwicklung aufzuhalten und den Turnermusikern in Zukunft wieder eine attraktive Heimat zu bieten.
Nach der umfangreichen Analyse der aktuellen Situation auf Landes- und Bundesebene wurde zunächst über die künftige Arbeitsweise im Bund gesprochen. Favorisiert - aber nicht in Stein gemeißelt - wurde eine projektbezogene Organisation mit flexiblen Projektteams, die grundsätzlich nach den spezifischen Anforderungen der zu bearbeitenden Aufgaben besetzt werden. Die Mitglieder dieser Teams müssen dabei keine gewählten Funktionäre sein. Es gilt der Grundsatz "Spezielles erledigen Spezialisten".
Ein erklärtes Ziel des Technischen Komitees ist es, die Ergebnisse seiner Arbeit konsequent zu publizieren. Hier wird momentan intensiv über Lösungsansätze nachgedacht und an deren Umsetzung gearbeitet.
Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda der Tagung war der Bereich "Ziele und Aufgaben". Nach einer zu Beginn schwierigen Diskussion - die aber im Grunde lediglich den momentanen Zustand es Bundesfachgebiets widerspiegelte - kristallisierte sich das Projekt "Turnfest 2017" als Ausgangspunkt für den Neustart der Fachgebietsarbeit heraus.
Die Frage nach dem warum ist dabei relativ einfach - wenn auch vielschichtig zu beantworten. Das Turnermusikwesen befindet sich gleich in mehreren Krisen:
- Schwindende Identifikation der Musiker mit der Turnerfamilie
- Vertrauensverluste und Ausgrenzungsgefühl durch teils intransparentes Arbeiten und schlecht kommunizierte Entscheidungen und Hintergründe
- Bedeutungsverluste in der Vergangenheit durch mangelnde Zusammenarbeit mit dem DTB-Präsidium auf Grund stark belasteter persönlicher Beziehungen
In der Gesamtheit führen diese Hauptgründe zu einem massiven Attraktivitätsverlust des Verbandes für Musiker.
Das kommende Turnfest bietet nun die Möglichkeit quasi den Beweis anzutreten, dass die momentane Situation keine ist, die einfach hingenommen wird und zum Dauerzustand werden soll. Dass es man als Musiker immer noch stolz darauf sein kann, zur Turnerfamilie zu gehören. Und dass die Turner - insbesondere aber auch die Turnermusiker - nach wie vor eine starke Familie sind und bleiben werden.
Die verbleibende Zeit wurde nun entgegen der ursprünglichen Planung nicht für weitere Diskussionen über mögliche andere Ziele und Aufgaben genutzt sondern für ein konsequent ergebnisorientiertes Brainstorming zu einem für Musiker attraktiven Turnfest 2017 genutzt. Die Ergebnisse werden dem Organisationskomitee zugeleitet, sobald es seine Arbeit aufnimmt.
O-Ton aus dem Organisationsteam:
Wir als Organisationsteam "Musik" versprechen uns mit aller Kraft in die Vorbereitungen für das Turnfest 2017 in Berlin zu hängen. Uns ist bewusst, dass es schwer ist nach den zuletzt immer stärker gesunkenen Teilnehmerzahlen von Musikern bei Turnfesten den Glauben an ein echtes Highlight für TurnerMUSIKER zu verbreiten. Wir gehen aber mit einem guten Gefühl an die vor uns liegende Arbeit - auch mit der Bereitschaft aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Liebe Turnermusiker!
Mir ist sehr bewusst, dass die Fachgebietsarbeit auf Bundesebene seit vielen Jahren mehr und mehr eingeschlafen ist und das dazu geführt hat, dass sich viele Turnermusiker nicht mehr als solche fühlen. Mir ist ebenso bewusst, dass das Vertrauen in die Verbandsarbeit auf Bundesebene auf einem sehr niedrigen Niveau liegt. Unser Turnermusikwesen braucht etwas mehr, als eine kleine Politur hier und eine kleine Neulackierung da - das steht fest. Schuldzuweisungen, Vorwürfe und Resignation bringen uns aber nicht weiter. Während unserer Perspektivtagung wurde sehr klar, dass es (nur) gemeinsam möglich ist, dem Turnermusikwesen auf die Beine zu helfen.
Ich kann euch in der derzeitigen Situation nur um einen kleinen Vertrauensvorschuss bitten und versprechen, gemeinsam mit den Vertretern der Landesverbände konsequent am Ball zu bleiben.
Ich bitte euch ganz konkret, unsere Vorbereitungen zum Turnfest 2017 zu verfolgen, uns konstruktive Impulse, Gedanken und Ideen für unsere Arbeit zu geben - und letztlich auch am Turnfest teilzunehmen. Berlin ist immer eine Reise wert - das ist ein erstes starkes Argument für eine Teilnahme. Unser Organisationsteam "Musik" wird alles in seiner Macht stehende tun, euch weitere positive Argumente zu liefern. Zu erreichen ist das Team ab sofort unter musik@turnfest.de
Euer Raik Wehner
Vorsitzender
Technisches Komitee Musik und Spielmannswesen
Vorstellung des neuen Bundesfachwartes
Hallo – ich bin der Neue
Seit einigen Monaten bin ich nun schon im Amt - und eigentlich stehe ich auch nicht wirklich auf die sprichwörtlich "große Glocke". Aber den Wunsch der TPK Info-Redaktion nach einem kurzen Vorstellungsartikel möchte ich gern erfüllen:
Also: Hallo liebe Leser !!
Ich bin der vor einigen Monaten neu gewählte Vorsitzende des Technischen Komitees Musik und Spielmannswesen im DTB - oder inoffiziell: der neue Bundesfachwart.
Geboren wurde ich im Jahr 1978 in Wolfen (Sachsen-Anhalt). Später hat es mich dann ein paar Jahre nach Berlin verschlagen und schließlich habe ich mein Glück an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste gefunden. Von Beruf bin ich Informatiker - genau genommen sitze ich den ganzen Tag vor dem Computer und entwickle Software in einem Unternehmen in Tornesch. Außerdem sitze ich im Vorstand der Turner-Musik-Akademie (derzeit in meiner Funktion als TK-Vorsitzender). In den letzten Jahren kam dann noch die Arbeit im Bundesausschuss und in den Gremien der BDMV sowie teilweise der BDO dazu.
Mein musikalischer Weg hat natürlich auch in Wolfen begonne - allerdings sehr klassisch in der Musikschule auf dem Cello. Etwas später ging es dann an der Trommel im Spielmannszug Stadt Wolfen e.V. weiter. Hier fing ich nach der Umstellung der Besetzung auch mit dem Marimba spielen an. Schließlich übernahm ich das Orchester ab Ende des Jahres 2000 als Dirigent. Ganz "nebenbei" gab es in der Musikschule auch immer noch klassischen Schlagzeugunterricht (also vor allem Trommel, Pauken, Mallets und ein wenig Drumset). Mit dem Percussionensemble der Schule ging es dann sogar recht erfolgreich bis zum Bundeswettbewerb von "Jugend musiziert".
Man sieht also: Mein Musikerleben ist durchaus recht bewegt
Tja und zum Schluss das wirklich interessante: Was habe ich mit den Turnermusikern vor?
Zuerst will ich ganz deutlich ausdrücken, dass "ich" nichts vorhabe. "Ich" werde meinen Daumen über keiner Besetzungsform haben oder senken. Genauso wenig über einer Uniform oder Musikstücken. Meiner Meinung nach gilt es, Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Vielfalt ist eine Stärke und bedeutet keineswegs Chaos. Es ist nicht neu, dass Versuche, viele verschiedene Menschen "gleich" zu machen, zumindest starke Widerstände provozieren und unterm Strich wengistens jede Menge Potential verloren geht.
Meine vordringlichste Aufgabe sehe ich nun darin, in der ersten Phase ausnahmslos alle Landesverantwortlichen an einen Tisch zu holen und gemeinsam mit ihnen eine Art Masterplan für einen unbestrittenen Neuanfang im Turnermusikwesen auszuarbeiten. Hierzu gab es bereits eine Gedankensammlung übers Internet, an der sich erfreulich viele Menschen aus dem genannten Personenkreis beteiligt haben. Phase 2 steht unter dem Titel "Rotieren und Schwerpunkte identifizieren" und läuft gerade. In der nächsten Phase werden die identifizierten Schwerpunkte dann "Auge in Auge" ausdiskutiert und die Ergebnisse schriftlich fixiert.
Meine eigene Rolle dabei sehe ich mehr in der eines Moderators. Wo der Weg für die Turnermusiker hin gehen soll, entscheide nicht ich, sondern die Landesvertreter. Ich selbst werde unsere Belange in den Gremien des DTB vertreten. Hier wurde mir übrigens klar und deutlich und zum wiederholten Mal gesagt, dass Musik für alle wichtig ist und von allen gewollt wird.
Letztlich gilt es aber für uns alle zu verstehen, dass es "den DTB" so nicht gibt. Der DTB ist die Summe seiner Landesverbände. Diese sind wiederum die Summe ihrer Vereine und Mitglieder in den Vereinen. Und die müssen sagen, wohin die Reise gehen soll. Ich lade ausdrücklich alle - ausdrücklich auch nicht-Funktionäre - ein, an unserem Neustart mitzuarbeiten.
Ich freu mich drauf!
Euer Raik Wehner